Vera Drake


GB 2004 (Vera Drake) Regie: Mike Leigh mit Imelda Staunton, Phil Davis, Daniel Mays, Alex Kelly, Peter Wight 125 Min. FSK ab 12

Leidfigur

England 1950: die Nachkriegsjahre sind gerade vorbei und das Leben alles andere als einfach für Vera Drake (überragend: Imelda Staunton), ihren Mann Stan und ihre gemeinsamen Kinder Sid und Ethel. Neben ihrem Job als Haushälterin bei den wohlhabenden Familien Londons kümmert sich die genügsame Vera um ihre pflegebedürftigen Mutter und nimmt bei den armen Töchtern der Metropole, die sich die mehr als hundert Pfund für einen Krankenhausaufenthalt nicht leisten können Abtreibungen vor. Oft handelt es sich um mehrfache Mütter, die sich kein weiteres Kind leisten können, oder gar vergewaltigte junge Mädchen, deren Familien nichts davon erfahren dürfen. Dass Vera sich strafbar macht, wenn sie mit Schlauch und Schüssel bei den hilf- und rechtlosen Frauen auftaucht, ist ihr dabei durchaus bewusst. Aber ihre Gutmütigkeit versagt es ihr, anderen einen Wunsch abzuschlagen, und so redet sie den Opfern Mut zu und schweigt gegenüber der Männerwelt. Als eines der Mädchen mit inneren Blutungen ins Krankenhaus eingeliefert wird und ihre Mutter der Polizei verrät, wer den Eingriff vorgenommen hat, bricht Veras Welt zusammen.

Äußerst behutsam und dennoch gewohnt kritisch nähert sich Regisseur Mike Leigh („All or nothing“) dem Thema Abtreibung. Zunächst begleiten wir Vera bei ihrem Tagesablauf, den sie stets gut gelaunt und mit einem Lied auf den Lippen in den Dienst Anderer stellt. Es für sie selbstverständlich, die Böden der Reichen zu schrubben, ihre Messingarmaturen zu polieren, für ihre eigene Familie zu sorgen und in Not geratenen Mädchen zu helfen. Die Konsequenzen ihrer Taten blendet sie dabei aus, obwohl sie sich ihrer durchaus bewusst ist. Bis es zum unausweichlichen Ende kommt und Leigh den Zuschauer mit seinen Moralvorstellungen zurück lässt. Ein mutiger Film, mit zeitloser Thematik.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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