Saint Ralph

CND 2004 Regie: Michael McGowan mit Adam Butcher, Campbell Scott, Gordon Pinset, Jennifer Tilly, Shauna MacDonal 98 Min. FSK 6

Scheinheiliger

Sozialdramatisch geprägte Coming-of-Age-Storys á la „Billy Elliot“ sind eigentlich eher eine Sache der Briten. Mit „Saint Ralph“ kommt nun ein bittersüßes Märtyrerdrama aus Kanada zu uns – und erweist sich ebenso als erfrischend Hollywood-fern. Im Mittelpunkt der wundervollen Geschichte steht der vierzehnjährige Ralph (Adam Butcher), ein Klosterschüler in der kanadischen Provinz, der Fünfziger. Sein Vater fiel im Krieg und seine leukämiekranke Mutter liegt im Krankenhaus. So ist Ralph auf sich allein gestellt und muss neben dem christlichen Alltag auch die weltlichen Dinge in seinem Elternhaus regeln. Einzig sein Freund Chester und Vater Hibbert (Campbell Scott) sind für ihn so etwas wie Freunde. Als seine Mutter schließlich ins Koma fällt und ihr nur noch ein Wunder helfen kann, kommt Ralph auf die absurde Idee, alles daran zu setzen, den Boston Marathon zu gewinnen – schließlich grenze es an ein Wunder, sollte es ihm gelingen. Entgegen des strikten Verbots des Ordensvorstehers Fitzpatrick (Gordon Pinset) hilft ihm Vater Hibbert bei seinen Vorbereitungen.

Okay, die Geschichte lässt viel Raum für Kitsch und wenn Ralph der Film mit Streicherorchester unterlegt auf die Zielgerade zuläuft, fürchtet man schon das Schlimmste. Doch während die Traumfabrik aus der anrührigen Geschichte mit Sicherheit ein triefendes Melodram gemacht hätte, kommt bei Michael McGowan dann doch alles anders als gedacht. Wirklich in Erstaunen versetzen einen aber die beeindruckenden darstellerischen Leistungen der Kinder, allen voran Adam Butcher, der bisher nur in kanadischen Fernsehproduktionen zu sehen war. Seine Darstellung des zweifelnden Jungen, der es eigentlich nur gut meint, sich aber immer wieder in schlüpfrige Situationen begibt, verleiht „Saint Ralph“ den Heiligenschein.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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