Der Rote Kakadu

D 2005 Regie: Dominik Graf mit Jessica Schwarz, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ingeborg Westphal, Devid Striesow 128 Min. FSK ab 12

Freiheitsberaubung

DDR, April 1961: es sind nur noch wenige Wochen bis zum Mauerbau und niemand ahnt etwas davon. Die Jugend zwischen Marx und Musik liefert sich regelmäßige Gefechte mit der Polizei, die versucht die aufkommende Begeisterung für Rock’n’Roll in staatlich geordnete Bahnen zu lenken. Anfangs wirken die Maßnahmen noch hilflos harmlos und die Vopos wie slapstickhafte Witzfiguren mit Schlagstock. Doch je mehr der Machtapparat an Gestalt gewinnt, desto drakonischer wird dessen Vorgehensweise. Mittendrin ist der junge Siggi (Max Riemelt), ein unbedarfter Bühnenbildlehrling, der bei seiner Tante Hedy (Ingeborg Westphal) in Dresden lebt. Bei einem Parkbesuch gerät er in eine Schlägerei zwischen Volkspolizei und Rockern und dabei in den Bann von Luise (Jessica Schwarz), mit der er gemeinsam flüchtet. Einziges Problem: Luises draufgängerischer Freund Wolle (Ronald Zehrfeld). Gemeinsam hängen die drei im Dresdner Tanzlokal No. 1, dem „Roten Kakadu“ ab. Wenn die Stasi nicht hinhört, wird hier amerikanische Rockmusik gespielt. Doch die Staatsorgane bekommen immer größere Ohren und auch in den Reihen der Rocker sitzen schon bald Spitzel. So sieht es auch für Siggis und Luises Liebe nicht gut aus.


Nach den zahlreichen, vor allem komödiantischen Versuchen, den Alltag in der DDR zu beschreiben („Sonnenallee“, „Goodbye Lenin“ und jüngst „NVA“), wagt sich nun ausgerechnet ein westdeutscher Regisseur an eine kritische Auseinandersetzung mit dem Überwachungsstaat. Dominik Graf („Die Sieger“), eigentlich eher im Thrillerfach heimisch, nähert sich ohne verklärende ostalgische Sentimentalität und mit kritischem Blick einem Staat, der das elementare Grundrecht im Vorbeigehen eliminierte: die Freiheit. Mit einem jungen Darstellerensemble und viel Zeitkolorit gelingt ihm die erste ernst zunehmende filmische Vergangenheitsbewältigung jüngster Geschichte und eine realistische Liebesgeschichte in Zeiten staatlicher Gleichschaltung.