Mondovino

USA, Frankreich 2004 (Mondovino) Regie: Jonathan Nossiter 137 Min.

Trocken

Wohl jeder hat schon mal eine Flasche entkorkt, aber die Wenigsten wissen, welche Welt dahinter steckt. Wein zählt zu den beliebtesten Alkoholika der westlichen Welt und den edlen Traubensaft umwehte schon immer ein Hauch von Kultur und Klasse. Was sicher auch daran liegt, dass manch einer sich den guten Tropfen schon mal eine mehrstellige Summe kosten lässt. Allen, die bei den Namen Mondavi, Fescobaldi oder Montille aufhorchen, denen wird hier ein Einblick in ein unantastbares Königreich gewährt, mitsamt all seiner Vetternwirtschaft, den Intrigen und Machenschaften. Von Pernambuco im Norden Brasiliens, seit jeher eher ein Exporteur von Kokosnüssen, über die Pyrenäen, nach Sardinien, bis hin ins kalifornische Napa-Valley folgt Regisseur, Autor und Kameramann Jonathan Nossiter der Spur des Weines rund um die Welt. Nossiter ist dabei als ehemaliger Weinhändler bestens informiert und stellt die richtigen Fragen, die bei Monopolisten, wie Mondavi oder der Kritikerikone Robert Parker auch mal unbequem sein können, aber leider selten unter die Oberfläche dringen. Nassiter dokumentiert lieber, wie der Fall des faschistischen Hintergrunds der Familie Frescobaldi zeigt. Auch beim Thema Globalisierung deckt er zwar erschreckende Strukturen auf und lässt in einem der besten Momente des Films einen Straßenkehrer vor dem Sozialforum zu Wort kommen, streift dieses Thema aber nur auf der Durchreise und verkneift sich weitere Statements.

Ein noch größeres Problem stellt allerdings die Handkamera dar, deren ständige Wackelbilder und Zooms den über zweistündigen Film zu einer anstrengenden Tortur werden lassen. Am Ende will Nassiter wohl auch zu viel mit seinen unzähligen Stationen, Informationen und Protagonisten, von denen nur wenige, wie etwa der französische Önologe Michel Rolland, die Sympathien des Zuschauers gewinnen können.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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