Machuca, mein Freund

Chile 2004 (In Good Company) Regie: Andrés Wood mit Matías Quer, Ariel Mateluna, Manuela Martelli, Aline Küppenheim 120 Min FSK 12

Zwischen den Fronten

Geschichtsaufbereitung der anderen Art: Santiago de Chile 1973 kurz vor dem Putsch gegen Salvador Allende. Gonzalo Infante, 11jähriger Sohn wohlhabender Eltern, begegnet den Veränderungen, die um ihn herum passieren mit einem gewissen Desinteresse und Gleichgültigkeit. Als Allende allerdings dafür sorgt, dass auch in seiner Privatschulklasse Unterprivilegierte Kinder aus den Armenvierteln mit unterrichtet werden, bekommt er Einblick in eine andere Welt. Er freundet sich mit Machuca und dessen Nachbarin, der frühreifen Silvana an, marschiert mit ihnen im Demonstrationszug für Allende und gerät dabei immer mehr in Konflikt mit seinen Eltern und sich selbst.
Mit einem Auge für Gefühle und Details in einer chaotischen Zeit und als Einblick in eine Geschichte, deren Tragweite man als Außenstehender nur erahnen kann hätte „Machuca, mein Freund“ eine Nominierung für den Auslandsoscar mehr als verdient, ganz zu schweigen von der Trophäe. Aber das Thema Chile und die wohl etwas zu euphorischen kommunistischen Untertöne sorgten wohl dafür, dass er es nicht einmal bis in die Auswahl schaffte. In Europa übersieht man derartiges Engagement derweil nicht so schnell und bedachte „Machuca“ zumindest in Cannes mit einer lobenden Erwähnung. Die sei auch an dieser Stelle ausgesprochen: Regisseur Andrés Wood zeigt Politik aus Kinderaugen und konfrontiert uns direkt mit den Auswirkungen des Konflikts. Er erzählt aber auch die Geschichte einer Freundschaft, die an Gleichgültigkeit scheitert und nicht dem verklärten Hollywood-Schema entspricht. Sicherlich ein weiterer Grund für die Ignoranz der Academy.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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