Der Manchurian Kandidat


USA 2004 Regie: Jonathan Demme mit Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber, Jon Voigt 129 Min. FSK ab 12

Verschwörerisch

Paranoia hatte in Amerika lange keine dermaßen solide Basis, wie unter George W. Bush. Da ist es ein Zeichen der Zeit, dass in der derzeitig grassierenden Remake-Welle ausgerechnet John Frankenheimers Thriller von 1962 wiederbelebt wird.

In Jonathan Demmes („Das Schweigen der Lämmer“) Update spielt Denzel Washington den Golfkriegsveteranen Marco Bennett, der Anfang der 90er eine Einheit durch Kuwait führte. Bei einem Angriff wird er niedergeschlagen und der unter seinem Befehl stehende Sergeant Raymond Shaw (Liev Schreiber) rettet schließlich die gesamte Division im Alleingang – nur kann sich danach keiner mehr an den genauen Hergang der Tat erinnern. Rund zehn Jahre später: Bennett erzählt seine Erlebnisse einer Gruppe von Pfadfindern. In den Vortrag platzt Corporal Al Melvin, ein Mitglied seiner damaligen Einheit hinein. Er wird von Albträumen geplagt und beginnt an der Geschichte zu zweifeln, auf die sich alle Beteiligten geeinigt zu haben scheinen. Bennett beginnt nach zu forschen, denn auch er leidet unter diesen Träumen. Je tiefer er gräbt, desto mehr wird er in die Machenschaften des neurologischen Forschungsunternehmens Manchurian verwickelt. Was haben sie mit ihm und seiner Einheit in jenen Tagen angestellt und welche Rolle spielt Shaw, der mittlerweile, unterstützt von seiner Mutter Senatorin Prentiss Shaw (Meryl Streep), für die Präsidentschaft kandidiert?

Höchst aktuell und spannend ist Demmes Neuauflage. Zudem hervorragend besetzt mit einem wie immer überzeugend leidenden Denzel Washington, der den zunehmenden Wahnsinn, dem Bennett verfällt, glaubhaft Gestalt verleiht, Ebenfalls herausragend: Liev Schreiber („Der Anschlag“) endlich in einer ihm würdigen Rolle und der herrlich fiesen Meryl Streep, die hier eine der besten Leistungen ihrer Karriere liefert. Leider wirkt die Adaption aber stellenweise reichlich konfus und gerät ins straucheln. Klammert man allerdings das Original aus, dem Demme hier allenfalls eine Hommage erteilt, und genießt man die schauspielerischen Leistungen, so bleiben 130 unterhaltsame Minuten mit erfreulich viel Regimekritik.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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