Der Kaufmann von Venedig

USA 2004 (The Merchant of Venice) Regie: Michael Radford mit Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes, Lynn Collins, Kris Marshall ca. 131 Min FSK 12

Klassisch

Zahlreiche Werke Shakespeares haben in den letzten Jahrzehnten das Licht der Leinwand erblickt, teilweise gar in mehrfacher interpretatorischer Ausführung. An den „Kaufmann von Venedig“ hat sich bislang aber noch kein US-Studio gewagt. Das mag zum einen an der schauspielerischen Herausforderung liegen, zum anderen sicherlich an den unverblümten antisemitischen Untertönen der Vorlage. Der indisch-stämmige Regisseur Michael Radford („Der Postmann“) wagte sich jetzt an die schwierige Thematik und inszenierte eine stilvolle, werkgetreue und äußerst klassische Adaption des Stücks. Verlassen kann er sich dabei auf eine exzellente Schauspielerriege. Jeremy Irons spielt den aufopferungsvollen Geldgeber Antonio, der seinem Freund Bassanio (Joseph Fiennes) Geld leiht, damit dieser um die Gunst der wohlhabenden Portia (Lynn Collins) werben kann. Da Antonio seine Mittel allerdings in seine Hochseeflotte investiert hat, ersucht er die Dienste des Kreditgebers Shylock. Dieser schließt einen Pakt mit Antonio: sollte der nicht im Stande sein, die Summe rechtzeitig zurück zu zahlen, verlangt Shylock von ihm ein Pfund seines Fleisches. Schon bald ist dem Juden, der von Antonio und dessen Gesellschaft in der Vergangenheit mehrfach gedemütigt wurde, die persönliche Vergeltung wichtiger, als das Geld.

Al Pacino legt in den ehrgeizigen Alten, der aus reiner Rachsucht alles verliert, seine gesamte Schauspielkunst. Alleine er macht die stellenweise allzu klassisch inszenierte und dadurch dezent langweilige Adaption sehenswert. Aber auch die prunkvolle Ausstattung, die in den düsteren bildern leider kaum zur Geltung kommt, und die geschickte Einbettung des Antisemitismus in den historischen Kontext machen „Der Kaufmann von Venedig“ zu einer gelungenen Shakespeare-Adaption. Wenn sich am Ende das eigene Volk von Shylock abwendet, steht die eigentliche Moral weit über seiner Herkunft.

Eine Kritik von Lars Tunçay

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo