Johannes XXIII - Für eine Welt in Frieden

Italien 2003 (Il Papa Buono) Regie: Ricky Tognazzi mit Francesco Venditti, Lena Lessing, Fabrizio Vidale, Francesco Carnelutti, John Light, Bob Hoskins 103 Min. FSK: o.A.

Heiliger Stuhl

Es mag unglaublich klingen, aber dieser Mann hat die Kirche reformiert. 1959, in einer Zeit, in der sie sich ideologisch noch im Mittelalter befand, – heute ist sie irgendwo zu Beginn des letzten Jahrhunderts angekommen – rief Johannes XXIII. die Kirchenvertreter der ganzen Welt zu einem ökumenischen Konzil ein. Er wollte unter den Menschen für Einheit sorgen, nachdem er in zwei Weltkriegen mitverfolgen musste, wie sie sich gegenseitig zerfleischten. Ein Ansinnen, das er das ganze Leben verfolgte, angefangen in seiner Kindheit in einem ärmlichen Dorf am Rande der italienischen Alpen, über die Unterstützung des Arbeiterkampfes, bis hin zu seiner Ernennung zum Kirchenoberhaupt 1958. Vor fünf Jahren sprach ihn sein polnischer Nachfolger selig und Landsmann Ricky Tognazzi setzte ihm nun dieses filmische Denkmal, das die nächsten Jahrzehnte im Vatikan sicherlich zu vielen Sondervorstellungen kommen wird.


In 100 Minuten streift Regisseur Tognazzi die wichtigsten Stationen der päpstlichen Vita im Eiltempo – der Erste Weltkrieg findet hier gar nicht statt und den Zweiten scheint der Papst im Zug verbracht zu haben – und erreicht dabei vor allem in den Anfangsszenen den Verklärungsgrad eines Heimatfilms. Unerträglich wird der auf die Leinwand projizierte Pathos aber vor allem bei der Befreiung von 600 jüdischen Kindern, die nach Nazideutschland verschifft werden sollen. Ennio Morricone fiedelt seinen Teil dazu bei und arbeitet weiter an der selbstverschuldeten Aberkennung seines Legendenstatus. Bob Hoskins („Unleashed“) hingegen muss man einen natürlichen Reiz, „den“ Papst zu spielen zugestehen, nachdem er schon als Mussolini und Stalin vor der Kamera stand. Ursprünglich für das italienische Fernsehen gedreht, ist die Bildqualität des Films schließlich dermaßen erbärmlich, dass er nur erzkonservativen Marienbildchenverehrern ans christiliche Herz zu legen ist. Und die werden ohnehin spätestens nach dem ersten Satz aufgehört haben zu lesen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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