Fateless

U 2005 (Fateless) Regie: Lajos Koltai mit Marcell Nagy, András M. Kecskés, József Gyabronka, Áron Dimény 134 Min.

Intensiv

60 Jahre ist die NS-Diktatur nun her und die derzeitige Medienoffensive wider des Vergessens lässt niemandem Raum, selbst mit der Vergangenheit fertig zu werden. Doch ein nüchterner Fernsehbericht kann trotz Zeitzeugen und Originalbildern nicht in dem Maße berühren, wie es eine persönliche Geschichte vermag. Eines der intensivsten Dokumente der Judenverfolgung ist der „Roman eines Schicksalslosen“ des ungarischen Literaturnobelpreisträgers Imre Kertész. Seine Schilderungen hat der Kameramagier Lajos Koltai nun in seinem Regiedebüt erschreckend eindringlich auf die Leinwand transportiert.

Der 14jährige György Köves erzählt darin seine Geschichte, die ihn aus dem Ghetto Budapests über die Konzetrationslager Auschwitz und Zeitz nach Buchenwald führt. Mit anfänglichem Optimismus versucht er dem Grauen entgegen zu wirken und es ist seine Naivität, die den Zuschauer, der bald schon mehr ist, als nur ein Zuschauender, in den Bann und das schonungslos offenbarte Leid zieht. Wenn György am Ende sagt, dass es die lichten Momente sind, von denen er erzählen will, wenn ihn jemand nach seiner Zeit in den Lagern fragt, so sind wir eingehüllt von soviel dunkler Geschichte, dass uns das Licht nur schwer in Erinnerung bleibt.

Mit dafür verantwortlich ist Koltai selbst. Der Künstler, der schon vielen Filmen seines Landsmanns István Szabó („Being Julia“) ungleich hellere bilder bescherte, schafft zahllose Einstellungen, die einem noch lange nach dem Miterlebten auf der Leinwand im Gedächtnis bleiben werden. Am Ende ist es aber vor allem das Gesicht, das sich in die Erinnerung brennt. Das Gesicht, dass den Horror gesehen hat. Das Gesicht des großartig agierenden Hauptdarstellers Marcell Nagy, der hier, ebenfalls 14jährig, sein Leinwanddebüt gibt. Seine eindringliche Darstellung macht „Fateless“ zu einer schmerzhaften und nahe gehenden Erfahrung, die so viel mehr Wert ist, als unzählige TV-Dokus, die im Alltag untergehen.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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