Dumplings

Hongkong 2004 (Dumplings) Regie: Fruit Chan mit Bai Ling, Miriam Yeung, Tong Ka-Fai Leung 91 Min.

Schwere Kost

Klingt schwer asiatisch: in einer kleinen Wohnung in Hongkong lebt die Köchin Mei (Bai Ling), die ihren Kunden ewiges Leben verspricht. Ihr Geheimnis sind Teigtaschen mit menschlicher Füllung: neben Eiern und Zwiebeln landen auch abgetriebene Föten in der Füllmasse der Dumplings. Das gealterte Starlet Quing Li (Miriam Yeung) ist gefundenes Fressen für das verlockende Angebot. Während ihr Ehemann sie mit jüngeren Frauen betrügt, tut sie alles, um ihm zu gefallen. So erliegt sie der Versuchung und gibt sich Meis Kochkunst hin. Der Preis ewiger Jugend ist jedoch höher, als ein Stapel Hongkong-Dollar.

Der chinesische Regisseur Fruit Chan („Durian Durian“), Kritikerliebling und mit zahlreichen Preisen bedacht, hält Hongkong, der Metropole des Konsums, den Spiegel vor. Wie weit wird die Perversion des Jugendwahns, die gerade dort mit allgemein erschwinglichen Brustvergrößerungen und Liftings derzeit einen erschreckenden Höhepunkt erfährt, gehen? Wird irgendwer fragen, woraus die Pillen bestehen, die über Nacht um zwanzig Jahre verjüngen, wenn sie tatsächlich wirken? Fruit Chan zumindest zeigt sich visionär und ahnt den folgenden Kannibalismus, würde bekannt werden, dass die menschliche Plazenta tatsächlich Wunder wirkt. Noch ist sein Film aber eine skurrile Utopie, bei der das diesjährige Berlinale-Darling Bei Ling sichtlich Spaß an der Geschmacklosigkeit hat. Diese treibt Chan vor allem auf der Tonebene so weit, dass „Dumplings“ nur hartgesottenen Mägen zu empfehlen ist. Wirklich lecker ist – neben Frau Ling – hingegen die Kameraarbeit von Wong Kar-Wais Bildmagier Christopher Doyle („Hero“).


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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