Unverkrampft

Kennen Sie Joan Allen? In Filmen, wie Ang Lees „Der Eissturm“ oder zuletzt in „Die Bourne Verschwörung“ zeigte sie bereits eindrucksvoll ihr Talent. Dennoch blieb ihr der ganz große Durchbruch bisher verwehrt. Nach diesem Film werden sie ihren Namen allerdings so schnell nicht vergessen. Versprochen!

Joan Allen ist Terry Wolfmeyer, eine vom Leben, insbesondere von ihrem Ehemann enttäuschte Frau in den Vierzigern. Als der Vater von vier Töchtern vor einiger Zeit verschwand, kurz nachdem seine Sekretärin zurück nach Schweden ging, machte sich die frustrierte Hausfrau nicht einmal die Mühe, ihn zu suchen und flüchtete sich in den Alkohol. Ihr Zynismus färbt schon auf ihre vier Töchter ab, die hilflos mit ansehen müssen, wie sich ihre Mutter zugrunde richtet. Auch der abgehalfterte Baseball-Profi Denny Davies (Kevin Kostner), ein Freund ihres Mannes, hat Trinken zu seiner Hauptbeschäftigung gemacht und so leisten sie einander Gesellschaft. Aber Terrys Enttäuschung sitzt tief, so dass es selbst der direkte Denny schwer hat, ihre Schale zu knacken.

Autor und Regisseur Mike Binder, der in den Neunzigern die kleine, feine Komödie „Indian Summer“ drehte und hier in der Nebenrolle als nerviger Playboy Shep zu sehen ist, überrascht mit dieser klugen und bittersüßen Liebeskomödie, die er voll und ganz seiner Hauptdarstellerin auf den Leib schrieb. Erfrischend untypisch für das Hollywoodkino setzt er die beiden gescheiterten Existenzen ins Bild und ringt dabei Kevin Costner, ironisch besetzt als gealterter Baseballstar, die vielleicht beste Leistung seiner Karriere ab. Die vier blonden Jungdarstellerinnen setzten ein frisches Gegengewicht in dieser rundum gelungenen Mischung aus Liebeskomödie und Drama, wie sie das Leben nicht besser hätte schreiben könne.